Selbstsabotage stoppen: So kannst du deine inneren Bremsen lösen

In meinem Blogartikel Was bedeutet Selbstsabotage – und warum erleben Hochsensible und Introvertierte sie besonders oft? habe ich geschrieben, woran du Selbstsabotage erkennst, was damit eigentlich gemeint ist und warum besonders hochsensible und introvertierte Menschen davon betroffen sein können.

Im folgenden Blogbeitrag geht es darum, wie du Selbstsabotage stoppen kannst, wenn du bemerkst, dass du dir selbst im Weg stehst.

Brennst du für deine Idee? Warum Leidenschaft so wichtig ist

Lass uns zunächst über Gefühle reden: Wenn du an deine Idee denkst, was fühlst du dann? Ist es ein loderndes, feuriges Gefühl, das dich innerlich ganz kribbelig macht? Oder sind da eher widersprüchliche Gefühle und du bist hin- und hergerissen?

Im ersten Fall: Herzlichen Glückwunsch! Wenn du für deine Idee brennst, dann ist schon mal der erste wichtige Schritt gemacht. Deine Gefühle sind Lebensenergie. Und wenn es in dir brennt, du Feuer und Flamme bist für dein Projekt, dann hast du ausreichend Energie zur Verfügung, um Hindernisse in Form von unangenehmen Gefühlen überwinden zu können – denn nichts anderes ist Selbstsabotage – eine Ansammlung unangenehmer Gefühle und Gedanken, die dich an der Umsetzung hindert.

Bist du eher im Team „Innere Widersprüche“, dann lies unbedingt die nächsten Schritte!

Kennst du dein Warum? – mit Sinn aus der Selbstsabotage-Falle

Wenn die Leidenschaft, das Feuer in dir noch nicht so stark ausgeprägt ist, dann ist es sinnvoll, sich auf die Suche begeben, warum deine Idee auf die Welt kommen muss.

Beantworte für dich selbst die folgenden Fragen:

  • Wie kannst du anderen Menschen dabei helfen, ein Problem zu lösen?
  • Wie bereichert deine Idee das Leben anderer Menschen?
  • Warum genau möchtest du deine Idee in die Welt bringen? Sind es bestimmte Erfahrungen, die du selbst gemacht hast, die du anderen ersparen möchtest? Oder hast du etwas durchgemacht, was andere Menschen auch durchmachen und du möchtest nun anderen zur Seite stehen?
  • Was bringt deine Idee Schönes, Unterstützendes, Freudiges, Lustiges, Spaßiges, Abenteuerliches in die Welt?
  • Welches Bedürfnis anderer Menschen erfüllst du mit deiner Idee? (Gesundheit, Verbundenheit, Weiterentwicklung und Wachstum, Freude und Unterhaltung, Sicherheit, Zeit- oder Kostenersparnis, Genuss…)

Aber sag mal, habe ich nicht was vergessen? Natürlich! DEINE Bedürfnisse! Wie hilft dir deine Idee, deine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen? Vielleicht ist es das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, nach künstlerischem Ausdruck, das Bedürfnis, langfristig mehr Zeit und mehr Geld zu haben, das Bedürfnis, etwas Positives zum Weltgeschehen beizutragen.

Es ist ein sehr wichtiger Punkt, dass du auch dich selbst im Blick hast. Denn wenn deine Idee nur anderen dient, es für dich selbst aber mehrheitlich unangenehm ist (ein paar Unannehmlichkeiten hat man immer), dann wird es langfristig gesehen schwierig!

Für weiterführende Literatur, wie du dein Warum findest, schau mal in die Ressourcen am Ende des Textes. (1)

Mach dir deine Gedanken bewusst – so kannst du Selbstsabotage umgehen

Gut. Du kennst nun dein Warum. Du merkst, du hast Leidenschaft für dein Thema. Und dennoch: Du zweifelst an dir und deinen Fähigkeiten.

Das Schöne ist: Zweifel sind nur Gedanken. Du musst ihnen nicht glauben. Begegne dem Zweifel mit Zweifel.

Hier möchte ich dir eine ganz wundervolle Methode an die Hand geben, mit der du dir deine Gedanken von der Seele schreiben kannst.

Sie nennt sich Gedanken-Download. Wann immer du das Gefühl hast, dass du viele hinderliche Gedanken in deinem Kopf hast, kannst du einen Gedanken-Download machen. Stell dir einen Wecker auf 10 Minuten oder nimm dir 2 A4-Seiten vor, die du vollschreiben willst. Und dann schreibst du alles auf, was dir in den Sinn kommt. Wenn dein innerer Zensor laut wird, dann schreib das auf „Oh, mein innerer Zensor sagt gerade, ich soll doch damit aufhören, weil das hier nichts bringt.“ Niemand wird deinen Gedanken-Download je zu Gesicht bekommen. Du machst diese Übung einzig und allein für dich und um dir deiner Gedanken bewusst zu werden.

Sabotage-Gedanken aufspüren und umwandeln

Wunderbar, nun bist du schon einen ganzen Schritt weiter, was das Bewusstmachen deiner Gedanken betrifft. Jetzt gehen wir tiefer ins Detail: Wir wollen erforschen, wie deine Gedanken dich fühlen lassen und was das Ergebnis deiner Gedanken ist. Was wir jetzt machen, geht auf das Self-Coaching-Model zurück. Eine ausführliche Anleitung (auf Englisch) findest du in den Quellen am Ende des Blogbeitrags. (2) Ich zeige dir hier eine Kurz-Version, die schon einen großen Unterschied macht.

  1. Greife aus deinem Gedanken-Download einen Gedanken heraus, bei dem du merkst, dass da viele unangenehme Gefühle mitschwingen.
  2. Fühle das Gefühl. Wo in deinem Körper sitzt es? Wie genau fühlt es sich an?
  3. Benenne das Gefühl.
  4. Frage dich, ob dieses Gefühl hilfreich ist für dich und zum Erreichen deines Zieles.
  5. Danke dem Gefühl dafür, dass es da ist (wir sind nicht hier um Gefühle zu verurteilen!) und sag ihm freundlich, dass nun Zeit für etwas anderes ist.
  6. Und nun überlege, welche Gefühle du fühlen willst. Und welche Gedanken du alternativ denken könntest.
  7. Kultiviere deine neuen Gedanken und Gefühle. Dein Geist-Körper-System muss das Neue üben. Also nimm dir jeden Tag 5 Minuten Zeit, um dein neuen Gedanken zu denken und die damit verbundenen Gefühle zu fühlen.
  8. Mach das einen Monat lang und du wirst staunden, was sich verändert in deinem Leben.

Lerne deine inneren Anteile kennen

Nun hast du gelernt, dir deine Gedanken bewusst zu machen, sie nicht für die Wahrheit zu halten und neue Gedanken auszuprobieren. Jetzt wollen wir noch einen Schritt tiefer gehen. Es gibt einen guten Grund dafür, dass deine Gedanken manchmal hinderlich sind.

Es gibt Anteile in dir, die unterschiedliche Bedürfnisse haben. Es gibt vielleicht einen Anteil in dir, der sich gerne ausdrücken möchte, bspw. in Form eines Textes. Du möchtest also einen Text schreiben. Doch da kommt ein anderer Anteil, der sich zu Wort meldet. Vielleicht ist das ein verletzter Anteil, der irgendwann einmal Zurückweisung erfahren hat. Vielleicht hast du als Kind einmal was gebastelt und hast es ganz stolz deinem Vater gezeigt. Aber der hatte gerade Stress auf Arbeit und hat gesagt, du sollst ihn nicht nerven, sondern wieder in dein Zimmer gehen und spielen. Vielleicht hast du dich danach traurig und beschämt gefühlt. Es kann sein, dass dieser verletzte Anteil nach wie vor in dir lebendig ist und dich davor beschützen möchte, dass du wieder verletzt wirst.

Wenn du deine Anteile näher kennen lernen möchtest, fang wieder an, deine Gedanken aufzuschreiben, die dir gerade in Bezug auf eine bestimmte Situation in den Sinn kommen. Vielleicht bemerkst du, dass die Gedanken sich widersprechen, dass da Stimmen in dir sind, die unterschiedliche Perspektiven und Meinungen haben. Lass diese inneren Anteile zu Wort kommen. Es ist wichtig, dass jeder Anteil sich von deinem bewussten Selbst gesehen fühlt.

Und dann kannst du beginnen, die Anteile zu ordnen und ihnen Namen zu geben. Hier sind einige „typische“ Anteile. Ich liste sie dir hier auf, damit du schauen kannst, ob du einen oder mehrere davon hast:

  • Der innere Kritiker,
  • der verletzte Kind-Anteil,
  • der innere Richter.

Es gibt aber auch fürsorgliche Anteile,

  • vielleicht einen inneren Coach
  • oder Mentor.
  • Liebevolle und fürsorgliche Anteile.

Nachdem du deine Gedanken den jeweiligen Anteilen zugeordnet hast, kannst du in Dialog treten mit den Anteilen. Du kannst beispielsweise sagen: „Mein lieber verletzter Kind-Anteil. Ich sehe deinen Schmerz. Ich liebe dich, so wie du bist. Dieser Schmerz, den du fühlst, der ist alt. Heute ist die Situation anders. Wir sind jetzt erwachsen. Es ist sicher, sich auszudrücken. Es besteht keine Gefahr mehr.“

Damit nimmst du deinen Anteil wahr, du nimmst ihn ernst und wertschätzt ihn. Und du machst ihm bewusst, dass er immer noch im Verhaltens-Modus von früher steckt und dass das heute nicht mehr notwendig ist.

Es ist gut möglich, dass dir diese Arbeit nicht einfach von der Hand geht. Wenn du weißt, dass du von Trauma betroffen bist oder du bemerkst, dass du deine Anteile nicht „zu fassen“ bekommst, du dich sehr unwohl fühlst dabei, dann suche dir unbedingt Hilfe.

„Alles, was du fühlst, ergibt Sinn.“ Verena König

Übrigens gibt es Menschen, die sagen: Eigentlich gibt es keine Selbstsabotage im Sinne von etwas, was gegen dich gerichtet ist und dir etwas Böses will. (3) Alles, was in dir passiert, geschieht aus einem guten Grund und der ursprüngliche Grund ist immer, Sicherheit für dich und dein Nervensystem zu erzeugen und zu überleben.

Ein Beispiel: Es kann sein, dass du in deiner Kindheit gelernt hast, dass es nicht sicher für dich ist, wenn du dich frei und intuitiv ausdrückst. Vielleicht wurde dir gesagt, du sollst leise sein, um die Erwachsenen nicht zu stören und wenn du trotzdem laut warst, wurde mit dir geschimpft. Als Kind bist du aber darauf angewiesen, von deinen Bezugspersonen liebevoll behandelt und gemocht zu werden. Darum lernt dein Nervensystem: Okay, wenn ich laut bin, dann ist das nicht gut, dann bekomme ich keine Liebe. Also bin ich lieber still und halte den Anteil in mir zurück, der sich (laut) ausdrücken will.

Du bist deiner Selbstsabotage nicht ausgeliefert!

Du bist deinem Inneren, deinen hinderlichen Gedanken und Gefühlen gegenüber nicht ausgeliefert. Du hast die Kraft, dein Inneres umzugestalten. Dein Gehirn hat die Möglichkeit, sich zu verändern und neuronale Netzwerke umzubauen. Dank der Neuroplastizität können neue Nervenbahnen erstellt werden und alte, hinderliche neuronale Netzwerke werden schwächer, wenn sie seltener bewusst werden.

Alles, was es dafür braucht, sind Geduld und eine gewisse Kontinuität.

Sind das nicht wunderbare Nachrichten?

Quellen

  1. Simon Sinek, Peter Docker, David Meat: Finde dein Warum.Der praktische Wegweiser zu deiner wahren Bestimmung.
  2. https://thelifecoachschool.com/self-coaching-model-guide/
  3. https://www.verenakoenig.de/blog/165-selbstsabotage-als-traumafolge/

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