Netzwerken für Introvertierte - 9 Anregungen, wie du es für dich passend gestalten kannst

Netzwerken fuer Introvertierte

Ich bin schon morgens mit dem Gedanken aufgewacht: „Oh nein, heut ist doch diese Netzwerkveranstaltung! Boah, ich hab überhaupt keine Lust!“ Und mein innerer Muffi-Schlumpf grummelte: „Wieso fängt das eigentlich schon um 9 Uhr morgens an!?“

Ja, Netzwerken kann für Introvertierte schon im Vorfeld eine große Herausforderung darstellen. 😆 Eine halbe Stunde verbrachte ich damit, meinem inneren Ringkampf zuzuschauen. Soll ich da jetzt hin? Ich hatte es mir ja eigentlich vorgenommen. Aber ich hab doch gar keine Lust! Das Ticket hab ich ja auch noch gar nicht gebucht…! Vielleicht mach ich mir lieber einen schönen Vormittag im Home Office und beschäftige mich mit meinem neusten Lieblingsthema, dem wertebasierten, ethischen Marketing?

Mein WARUM fürs Netzwerken

Während ich mit meinem Partner über die bevorstehende Netzwerkveranstaltung sprach und die Fürs und Widers durchging, spürte ich, dass ich hinterher enttäuscht wäre, wenn ich nicht hingehe, denn EIGENTLICH hatte ich wirklich Lust, neue Menschen kennen zu lernen. Das war mein WARUM. Und der Teil, der keine Lust hatte, wollte mich einfach nur vor unangenehmen Gefühlen schützen. Damit war die Entscheidung getroffen, ich bereitete mich vor und packte meine Sachen zusammen.

Ein bisschen flau im Bauch war mir schon auf dem Weg da hin. Ich bin grundsätzlich misstrauisch gegenüber Gruppen und fremden Menschen. Ich spazierte noch ein wenig am Dresdner Zwinger lang und bestaunte die Blumen vor der Semperoper. Ein bisschen Nervensystemregulation zwischendurch.

Und was soll ich sagen! Das innere Ringen und das flaue Gefühl im Bauch haben sich SO gelohnt. Ich habe mit zwei ganz wundervollen Frauen gesprochen. Ich habe mich verbunden gefühlt, konnte mich fachlich und persönlich austauschen und freue mich einfach, wieder zwei feine Seelen kennen gelernt zu haben. Danach war ich zwar total k.o., aber auch beseelt und inspiriert. 

Warum möchtest du Netzwerken?

Es gibt viele Gründe, warum man netzwerken kann. Hier sind ein paar: 

  • Verbundenheit. Als Selbständige fühlt man sich manchmal etwas alleine in seinem Tun. Da tut es einfach gut, Menschen kennen zu lernen, die ähnliche Herausforderungen haben, sich auszutauschen und inspirieren zu lassen.

  • ein Netzwerk hilft, sichtbar zu werden und kann auch dazu führen, Kunden zu gewinnen (was für mich allerdings kein primäres Ziel ist)

  • Wenn du Hilfe benötigst, ist es super, ein Netzwerk zu haben. Menschen können dir vielleicht genau die Person empfehlen, die du gerade brauchst. Sei es eine Fotografin, eine Webdesignerin oder was auch immer du gerade brauchst.

  • Netzwerken hilft, sich weiterzuentwickeln. Man trifft immer Menschen, die einem ein paar Schritte voraus sind, und von denen man etwas lernen kann.

Wenn du magst, forumuliere dein persönliches Warum, bevor du dich zu einer Netzwerkveranstaltung anmeldest. Das hilft, wenn du kurz vorher einen Rückzieher machen willst. 😉

Netzwerken für Introvertierte - gestalte es passend für dich!

Vielleicht fragst du dich, warum ich nur mit zwei Personen gesprochen habe? Sind Netzwerkveranstaltungen nicht dafür da, sich mit so vielen Menschen wie möglich zu unterhalten?

Nö. Netzwerkveranstaltungen kann man sich so gestalten, wie man gerne möchte. Wenn man erst mal nur da sein und zuhören möchte, ist das auch völlig in Ordnung!

Mir ist es lieber, zwei schöne, tiefe Gespräche mit wenigen Frauen zu führen, als 10 oberflächliche, bei denen ich keine Verbindung spüre.

Wenn du Lust bekommen hast, mal auf eine Netzwerkveranstaltung zu gehen, hab ich hier ein paar Ideen, wie du als Introvertierte auf einer Netzwerkveranstaltung Spaß haben kannst:

  • Du brauchst keinen Elevator Pitch. Eleva was? Dieser Satz, den man in einem Aufzug sagen kann, damit die andere Person sofort weiß, was man tut. Ich mag diese Dinger nicht, weil sie oft so auswendig gelernt und künstlich klingen. Beschreib einfach in deinen eigenen Worten, was du machst. Das ist natürlich und wirkt sympathisch.

  • Und überhaupt, das Reden: Das fällt dir als Introvertierte womöglich nicht so leicht. Klar ist es wichtig, dass du ein paar Worte über dich sagen kannst. Aber der Witz ist: Unsere Fähigkeit, zuzuhören ist in dem Bereich (sorry, ich kann das Wort selbst nicht mehr hören, aber in dem Fall ist es einfach so) eine richtige SUPERPOWER! Menschen, die gut zuhören können, werden von anderen häufig als sympathischer und kompetenter wahrgenommen. Nutze also diese Fähigkeit! (1)

  • Schau nach Netzwerkveranstaltungen, auf die du Bock hast. Ich persönlich mag am liebsten Frauen-Netzwerkveranstaltungen. Ich hab aber auch schon Fotos von Netzwerktreffen gesehen, wo alle im Kostüm und Blazer an einer langen Tafel saßen – das sah für mich stocksteif aus und ich wusste sofort: Da will ich nicht hin!

  • In einigen Städten gibt es sogar Netzwerkveranstaltungen für Introvertierte, die bewusst klein sind und so gestaltet sind, dass auch Introvertierte sich wohlfühlen.

  • Nimm dir jemanden mit. Falls grad mal niemand zum Reden da ist, stellst du dich zu deinem Buddy. Dank geht an die liebe Anne Sill für diesen Tipp!

  • Du kannst dich auch einfach zu einem Grüppchen dazustellen. Wenn du magst, frag vorher „Darf ich mich zu euch stellen?“ Niemand wird nein sagen oder dich komisch angucken. Es ist schließlich eine Netzwerkveranstaltung.

  • Plane Pausen ein. Es ist schon ganz schön herausfordernd, mit 30 Menschen in einem Raum zu sein, während alle sich unterhalten. Die Geräuschkulisse ist enorm. Zur Not tut es die Toilette, oder du gehst mal ein paar Schritte vor dir Tür.

  • Und wenn du dich nicht wohl fühlst: Erlaube dir zu gehen, wenn es für dich einfach nicht passt oder du erschöpft bist. Du bist nicht dort um irgendwas „auszuhalten“, sondern um Spaß zu haben.

  • Wichtig: Wenn du tolle Gespräche hattest, dann frag deine Gesprächspartnerin nach ihren Kontaktdaten. Bedanke dich 1,2 Tage nach dem Treffen für das Gespräch. Das drückt Wertschätzung aus und so bleibst du in Erinnerung.  

Weitere Netzwerk-Ideen

Wenn dir der Gedanke, auf eine Netzwerkveranstaltung zu gehen, nur ein tiefes Seufzen entlockt und du dich gar nicht damit anfreunden kannst, dann gibt es Alternativen: 

  • Halte nach Online-Netzwerk-Veranstaltungen Ausschau. Oft wird dort mit Breakoutrooms gearbeitet, sodass man automatisch anderen zugeteilt wird und nicht den Pain hat, auf Leute zugehen zu müssen (Ich weiß, das fällt vielen Intros schwer, mir auch!)

  • Falls du soziale Medien magst, kann ich dir LinkedIn als eine relative ruhige und professionelle Plattform sehr empfehlen. Dort gibt es oft auch kostenfreie, themenbezogene Veranstaltungen, wo du dein Netzwerk mit Menschen bereichern kannst, die ähnliche Interessen haben, wie du.

  • Du kannst auch in vielen anderen Situationen netzwerken: Beim Spaziergang mit dem Hund, beim Schwedisch-Kurs an der Volkshochschule, beim Sport. In solchen Situationen ist klar: Ihr habe die selben Interessen und damit sofort ein Gesprächsthema. Und wer weiß, was sich daraus so alles entwickelt.

Netzwerken kann man lernen

Wenn du denkst: Ja, ich will das ja alles. Aber ich trau mich einfach nicht. Das kann man lernen. Ich war früher mega schüchtern und bin sofort rot geworden, wenn ich mit einer fremden Person gesprochen habe. Ich bin immer noch schüchtern an vielen Stellen, und das ist auch nicht weiter tragisch. Doch dort, wo es mich wirklich gestört hat, ist es so viel besser geworden! 

Wenn du Unterstützung möchtest, um dich mehr zu trauen und weniger schüchtern zu sein, dann schreib mir gerne: 

Netzwerken kann eine echte Bereicherung sein, wenn ...

  • du es so gestaltest, dass es für dich passend ist und du dich dabei wohlfühlst

  • du dein Warum kennst und aktiv darüber nachdenkst, wenn du merkst, wie dich der Mut oder die Lust verlässt.

  • du eine für dich angenehme Art und Weise findest, zu netzwerken.

Viel Freude beim Netzwerken und mit deinen neuen Kontakten! 

Quellen und Ressourcen

(1) Itzchakov, G., Haddock, G., & Smith, S. (2025). How do people perceive listeners? R. Soc. Open Sci., 12(4), 241550. doi:10.1098/rsos.241550. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40206850/

Buchtipp: Matthew Pollard: Der Pfad der Introvertierten zum Networking 

Dich beschäftigt die Frage, wie du sichtbarer werden kannst?

Ute Drechsler

Hey, ich bin Ute!
Ich begleite introvertierte und hochsensible Frauen sowie Menschen mit frühem Trauma dabei, sich selbst besser zu verstehen, ihre Grenzen zu setzen und ihr Leben mit mehr Leichtigkeit zu gestalten. 

Früher hab ich mich oft falsch gefühlt – zu leise, zu empfindsam, zu anders. Heute weiß ich: Ich bin genau richtig so, wie ich bin. Wenn du mehr über mich erfahren möchtest, dann geht es hier entlang: Zur Über-Mich-Seite

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