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ToggleGlossar – Fachbegriffe für traumasensibles Coaching
In diesem Glossar findest du Begriffe rund um die Themen Trauma, Nervensystem und Methoden im traumasensiblen Coaching. Die Liste wird fortlaufend von mir erweitert – bis es ein kleines Lexikon wird. 😀
Containment
Mit Containment ist gemeint, intensive Gefühle halten zu lernen, also sich nicht davon wegspülen oder völlig vereinnahmen zu lassen. Hilfreich dabei ist es, in eine Beobachterposition zu kommen und die Körperempfindungen einzubeziehen.
Dorsaler Vagus
Ein Zweig des Vagusnervs, der bei extremer Überforderung aktiv wird. Er führt zu Erstarrung, Abschalten oder innerem Rückzug.
Ego States
Ego States (Ich-Zustände) sind innere Persönlichkeitsanteile mit eigenen Emotionen, Überzeugungen und Verhaltensmustern. In der traumasensiblen Arbeit werden sie bewusst wahrgenommen und in einen sicheren inneren Dialog gebracht.
Hypnosystemik
Ein Ansatz, der Hypnotherapie mit systemischen Konzepten verbindet. Unbewusste Prozesse werden als kreative Ressourcen betrachtet, die über symbolische Bilder und Trance-Zustände aktiviert werden können.
Nervensystem
Das Nervensystem ist das Kommunikationsnetzwerk des Körpers. Es steuert bewusstes und unbewusstes Erleben. Besonders wichtig im Coaching ist das autonome Nervensystem.
Parasympathikus
Ein Teil des autonomen Nervensystems, der für Regeneration, Entspannung und innere Ruhe zuständig ist. Er wirkt antagonistisch zum Sympathikus und hilft bei der Selbstregulation.
Polyvagal-Theorie
Eine neurobiologische Theorie von Stephen Porges, die erklärt, wie das autonome Nervensystem auf Gefahr, Stress und Sicherheit reagiert.
Selbstregulation
Selbstregulation bedeutet, auf die Erregungszustände im Nervensystem Einfluss zu nehmen und aus der Über- oder Untererregung herauszukommen. Dafür gibt es Übungen, wie Körperberührungen und -bewegungen, die den ventralen Vagus aktivieren und sowie anderevÜbungen, die dem Nervensystem das Gefühl vermitteln können „ich bin hier sicher.“
Stresstoleranzfenster
Den Begriff Stresstoleranzfenster hat der Psychologe Daniel Siegel geprägt. Damit werden die unterschiedlichen Erregungsniveaus unserer Nervenssystems beschrieben. Wenn unser Sympathikus zu aktiv ist, sind wir in der Übererregung, bei zu hoher Aktivierung des dorsalen Vagus (der dem Rücken zugewandte Teil des Paraysympathikus) sind wir in der Untererregung. Wenn der ventrale Vagus-Nerv (der vordere Ast des Parasympathikus) optimal angeregt ist, sind wir in einem ausgeglichenen Erregungsszustand. Man sagt, wir sind „innerhalb des Stresstoleranzfensters.“
Sympathikus
Teil des autonomen Nervensystems, der den Körper auf Aktivität, Gefahr und Leistung vorbereitet. Er führt zu typischen „Fight or Flight“-Reaktionen.
Trauma
Trauma ist eine normale physiologische Reaktion auf eine unnormale, hochstressige Situation. Trauma passiert, wenn wir durch verschiedenste Ereignisse aus unserem sogenannten Stresstoleranzfenster herauskatapultiert werden. Das kann ein akutes Schocktrauma sein oder eine Folge von traumatischen Erfahrungen über einen längeren Zeitraum hinweg, was für frühkindliche Traumata typisch ist.
Traumafolgestörung
Wenn wir eine hochstressige Erfahrung machen, führt diese nicht zwangsläufig zu Trauma, sondern nur dann, wenn wir weder kämpfen, noch fliehen können. Als kleine Kinder sind wir dazu nicht in der Lage. Wenn wir im Hochstress sind und keine Co-Regulation durch unsere Bezugspersonen erfahren (zum Beispiel durch hochnehmen, trösten und beruhigen) kann es zu Trauma kommen.
Das bedeutet im Detail, dass die einkommenden Reize von unserem Hippocampus nicht ordnungsgemäß verarbeitet werden können. Sie werden als Fragmente in unserem Körper und unserem Gehirn gespeichert und können uns später als sogenannte Flashbacks förmlich überschwemmen. Das ist das Aufflackern von emotionalen oder körperlichen Zuständen, inneren Bildern u. a.
Das nicht verarbeitete Trauma kann zu einer großen Bandbreite und vielfältigen Symptomen führen, u. a.
Psychische Probleme wie Schuld- und Schamgefühle, Depressionen, mangelndes Selbstwertgefühl, Schwierigkeiten, sich abzugrenzen, Gedankenkreisen, Probleme mit der Affektregulation
Körperliche Symptome: Migräne, große Spannung in der Muskulatur, Verdauungsbeschwerden, geschwächtes Immunsystem bis hin zu Autoimmunerkrankungen, Erschöpfung
Dazu muss gesagt werden, dass nicht jeder Mensch Traumafolgestörungen (Auch PTBS oder posttraumatische Belastungsstörung genannt) entwickelt.
Ventraler Vagus
Ein Zweig des Vagusnervs, zuständig für soziale Verbindung, Ruhe und Regeneration. Bei Aktivierung fühlen wir uns sicher, präsent und beziehungsfähig.